Erste Ergebnisse der Linzer Lichtstudie

Die Stadt Linz präsentiert erste Ergebnisse der umfassenden Lichtstudie, die seit Oktober 2024 in Kooperation mit dem Lichtverschmutzungs-Experten Dr. Stefan Wallner von der Universität Wien durchgeführt wird. Die Studie soll den Status der Lichtverschmutzung in der Industriestadt Linz wissenschaftlich erfassen. Die Ergebnisse liefern ein differenziertes Bild der nächtlichen Helligkeit in der Landeshauptstadt und zeigen: Industrie- und Gewerbestandorte im Osten der Stadt verursachen den größten Anteil an Lichtemissionen. Die Studie unterstreicht gleichzeitig, dass bereits gesetzte Maßnahmen zur Reduktion von Lichtverschmutzung erste positive Wirkungen zeigen.
Umfassende Messungen aus der Luft und am Boden
Für die Studie wurde ein breites Spektrum an Messmethoden eingesetzt. Satellitendaten liefern einen Überblick über die Verteilung der hellsten Bereiche und zeigen besonders starke Lichtemissionen nach oben im östlichen Stadtgebiet. Eine besondere methodische Innovation stellen die zwei durchgeführten Helikopterflüge dar. Dabei wurde aus der Luft gemessen, wie hell verschiedene Bereiche der Stadt leuchten und welche Lichtfarben – von warmem Orange bis zu kaltem Blau-Weiß – eingesetzt werden. Zusätzlich wurden an besonders auffälligen Stellen wie der Landstraße oder der Neuen Eisenbahnbrücke Detailmessungen durchgeführt.
Gute Nachricht: Keine weitere Verschlechterung in zehn Jahren
Eine zentrale Erkenntnis der Studie: Die Nachthimmelshelligkeit über Linz ist in den vergangenen zehn Jahren (2014 – 2024) konstant geblieben, es zeigt sich weder ein deutlicher Anstieg noch ein Abfall. Dennoch zeigen die Messungen deutlich, wie stark die Lichtverschmutzung bereits ist: In klaren Nächten unter besten Bedingungen leuchtet der Himmel über der Innenstadt zumindest etwa 16-mal heller als ein natürlicher Nachthimmel, wie man ihn in unberührten Gegenden fern jeder Stadt erleben kann. Bei bewölktem Wetter wird es noch dramatischer: Die Wolken reflektieren das Stadtlicht wie ein Spiegel zurück – der Himmel kann dann bis zu 250-mal heller sein als ohne Lichtverschmutzung. Die Nacht wird damit praktisch zum Tag.
Industrie im Osten als Hauptproblemzone
Die Auswertungen der Helikopterflüge zeigen ein klares Bild: Das östliche Industriegebiet, insbesondere die Voestalpine, ist der Haupt-Hotspot der Lichtverschmutzung in Linz. Der Bereich leuchtet kontinuierlich etwa doppelt so hell wie die Innenstadt – und das über den gesamten nächtlichen Zeitraum hinweg. Besonders problematisch sind die häufig eingesetzten kaltweißen bis bläulichen Lichtquellen. Die Messungen zeigen, dass die Innenstadt und der Chemiepark eine vergleichbare durchschnittliche Helligkeit aufweisen. Der Norden von Linz, insbesondere der Stadtteil St. Magdalena, ist durch einzelne punktuelle Licht-Hotspots geprägt, etwa durch die Neue Eisenbahnbrücke oder stark beleuchtete Verkehrsknotenpunkte. Der Süden von Linz erweist sich mit einer Lichtstärke, die etwa zwei- bis dreimal geringer ist als in der Innenstadt, als die am wenigsten betroffene Zone der Stadt.
Erste Erkenntnisse aus den Messungen zeigen zudem, dass bläulich-weißes Licht deutlich weiter horizontal – also in die Ferne – abstrahlt als warmweißes Licht und damit weitreichendere Auswirkungen hat. Die Lichtglocke über Linz wird generell vom kaltweißen Licht des Chemieparks und der Voestalpine dominiert. Über Wohnungssiedlungen sind sowohl die Lichtfarbe als auch die Gesamthelligkeit am Nachthimmel tendenziell geringer.
Konkrete Problemstellen mit großem Verbesserungspotenzial
Detailmessungen an ausgewählten Standorten zeigen weitere konkrete Problemfelder: An der Linzer Landstraße wurden nach Mitternacht noch aktive Werbeschilder und Beleuchtungen mit einem Spektralmessgerät untersucht, das die genaue Lichtfarbe bestimmt. Von knapp 40 untersuchten Lichtpunkten strahlten 80 Prozent im unerwünscht kaltweißen bis bläulichen Bereich – teilweise wurden extreme Werte gemessen, die dem Licht an einem bedeckten Wintertag entsprechen. Diese Art der Beleuchtung trägt besonders stark zur Lichtverschmutzung bei und sollte nach den Empfehlungen vermieden werden.
Die neue Eisenbahnbrücke stellt einen besonderen Fall dar: Auf einem Streckenabschnitt von rund 450 Metern wurden insgesamt 824 Leuchten gezählt. Positiv hervorzuheben ist, dass die nach oben strahlenden Bodenstrahler in den späten Nachtstunden abgeschaltet werden. Die eingesetzten LEDs liegen mit ihrer Lichtfarbe im warmweißen, also empfohlenen Bereich. Dennoch verbleiben viele Außenleuchten aktiv, die ausschließlich auf die Wasseroberfläche der Donau strahlen und keinen erkennbaren funktionalen Zweck erfüllen.
Im Norden der Stadt fallen einzelne stark beleuchtete Verkehrsknotenpunkte besonders ins Gewicht. Messungen am Linzer Wissensturm nahe dem Bahnhof zeigten, dass von dort aus das Fußballstadion auf der Gugl mit seiner Rasenbeleuchtung, die Nordbrücke sowie der Bahnhof als dominierende Lichtquellen erkennbar sind. Die Rundummessungen am Wissensturm ergaben zudem, dass die sichtbaren Lichtquellen eher im warmweißen Bereich liegen – ein deutlicher Kontrast zu den Messungen im Chemiepark, wo kaltweiße Leuchten dominieren.
Abschluss der Studie bis Ende des Jahres
Die Linzer Lichtstudie läuft noch bis Ende 2025. In den kommenden Wochen werden zum Beispiel die spektralen Messungen aus den Helikopterflügen – also die genaue Analyse der Leuchttypen und deren Ausbreitung – ausgewertet und die Computermodellierungen abgeschlossen.
Quelle: Stadt Linz




