Verschwundene Vogelart wieder da

Im Zuge der Vogelbestandsaufnahmen der Naturkundlichen Station konnte an mehreren Bereichen des Linzer Grüngürtels der Drosselrohrsänger (Acrocephalus arundinaceus) nachgewiesen werden. || Foto: Rudolf Schauberger

Im Zuge der Vogelbestandsaufnahmen konnte an mehreren Bereichen der Drosselrohrsänger (Acrocephalus arundinaceus) nachgewiesen werden. Dabei handelt es sich um einen Wiederfund einer sehr seltenen, schilfbewohnenden Vogelart, die bisher nur ein einziges Mal festgestellt werden konnte.

„In Zeiten der Klimakrise und des dramatischen Artensterbens macht uns dieser Sensationsfund Hoffnung. Wir müssen alles daran setzen, den Linzer Grüngürtel zu schützen und nicht weiter zu verbauen, wie es derzeit angedacht ist. Gerade Vögel, die auf Feldern und Wiesen leben, sind wie auch Amphibien und Insekten auf unverbaute zusammenhängende Flächen angewiesen. Das Verschwinden ganzer Arten wird auch für uns Menschen gravierende Folgen nach sich ziehen, weshalb wir als Stadt dringend wieder zu dem Grundsatz, dass Umwidmungen im Grünzug tabu sind, zurückkehren müssen“, sagt Naturschutzreferentin Stadträtin Mag.a Eva Schobesberger.

Der Drosselrohrsänger

Dieser größte europäische Rohrsänger hat eine rötlichbraune, ungestreifte Oberseite, deutlichen rahmfarbenen Überaugenstreif und eine bräunlich-weiße Unterseite. Junge ähneln den Eltern. Der stargroße Vogel mit einer Länge von 19 cm ist ein ausgesprochener Rohrbewohner. Im Norden seines Verbreitungsgebietes ist er auf ausgedehntere Schilfbestände angewiesen und infolge der Zerstörung zahlreicher Feuchtgebiete vielfach auf dem Rückzug begriffen. Im Süden Europas genügen ihm überraschend kleine Rohrbestände. Sein typischer Gesang ertönt dort selbst aus schilfgesäumten Gräben. Ziehende Drosselrohrsänger sind oft weitab von Schilf und Wasser zu beobachten. Im Rohrwald kletternd, lesen die Vögel Insekten aller Art und Amphibienlarven auf. Obwohl sie mit dem Teichrohrsänger konkurrieren und ihn zu den ufernahen Regionen abdrängen, können beide im gleichen Gebiet existieren. Der Gesang, von der Spitze der Schilfhalme vorgetragen, wirkt trotz seiner Einfachheit nicht eintönig. Das tiefnapfige Nest in Pfahlbauweise wird vom Weibchen aus dürren, nassen Schilfblättern, Rispen und Pflanzenwolle erbaut und steht zum offenen Wasser hin in einer Höhe von etwa 1 – 1,5 Metern. Das brütende Weibchen wird vom Männchen gefüttert. Die Brutdauer beträgt 14 Tage, die Nestlingsdauer 12 Tage. Beide Elternteile umsorgen die Jungen. Drosselrohrsänger müssen als Insektenfresser vor dem Winter nach Afrika ausweichen. Wanderung: Ende April, Mai und Mitte September.

Vorkommen im Linzer Stadtgebiet

Beim Drosselrohrsänger handelt es sich grundsätzlich österreichweit um eine seltene Vogelart. Im Linzer Brutvogelatlas (Nk. Jb. Bd. 46/47, 2000/2001) wird ein historischer Beleg aus dem Jahr 1914 aus Ebelsberg erwähnt. Beständige Vorkommen in Österreich existieren in Österreich nur am Neusiedler See und der Hagenauer Bucht am Inn.

Am 25. April 1998 konnte ein singendes Männchen am Tagerbach/Schwaigau festgestellt werden (Quelle: Olga Baldinger/Archiv OÖLM).

Im Zuge der Wasservogelkartierung konnten im April 2019 erstmals rufende Männchen in einzelnen Uferabschnitten am Pichlinger See festgestellt werden. Daraufhin wurde eine systematische Kartierung durchgeführt, um den Gesamtbestand im Linzer Raum zu erfassen. Methodisch wurden am 5./6. Juni und 24./25. Juni mittels Lockruf sämtliche Schilfrohrbestände im Linzer Raum kontrolliert.

Als Ergebnis kann festgehalten werden, dass im Linzer Raum insgesamt 17 Drosselrohrreviere festgestellt werden konnten. Diese verteilen sich räumlich in folgenden Bereichen: 

  • 7 Reviere am Pichlingersee
  • 2 Reviere am Mitterwasser
  • 6 Reviere am Tagerbach
  • 2 Reviere im Steyregger Graben

Quelle: Stadt Linz