„Jugend dem Einfluss der Tabakindustrie entreißen“

Anlässlich des Weltnichtrauchertages am 31. Mai appelliert Prim. Dr. Josef Bolitschek, Chef der Pneumologie des Ordensklinikums Linz Elisabethinen, die Jugend dem Einfluss der Tabakindustrie zu entreißen. | Fotos: Ordensklinikum, Montage: linztv

„Wir Ärzte erleben in unserer täglichen Praxis immer wieder, wie schwer es unseren erwachsenen Patienten fällt, der Empfehlung, mit dem Rauchen aufzuhören, nachzukommen. Unbemerkt ist aus einer anfänglich oft unbedachten Nachahmungshandlung eine Sucht geworden. Wir sollten daher alles unternehmen, damit die Kinder und Jugendlichen erst gar nicht mit dem Rauchen anfangen“, appelliert Prim. Dr. Josef Bolitschek, Chef der Pneumologischen Abteilungen des Ordensklinikums Elisabethinen und des Landeskrankenhauses in Steyr, an die Vernunft der Erwachsenen.

Grundsätzlich entwickelt sich die Nikotinkonsumkurve der Jugendlichen aus gesundheitspolitischer Sicht in den letzten Jahren durchaus positiv. Eine 2019 veröffentlichte Studie über das Rauchen im Jugendalter in England und Deutschland zeigt, dass von 2001 bis 2016 der Anteil von aktuellen Rauchern in England um 12 Prozentpunkte auf 7% und in Deutschland um 16 Prozentpunkte auf 3% zurückfiel. „Diese Entwicklung scheint aber nur uns Lungenärzte zu freuen. Für die Tabakindustrie läuten dagegen offensichtlich die Alarmglocken, weil sie ihre Anstrengungen, Menschen zum Rauchen zu bringen, verstärken“, ärgert sich Bolitschek. „Die wissen ganz genau, dass ein jugendlicher Raucher mit hoher Wahrscheinlichkeit später süchtig wird und kennen auch exakt das gesundheitliche Risiko, dass mit dieser Sucht verbunden ist. Und dennoch setzen sie die Gesundheit unserer Kinder aufs Spiel, indem sie ihnen eine tödliche Abhängigkeit verkaufen“.

Werbebeschränkungen und -verbote haben neben großen Anstrengungen von Seiten des Gesundheitssystems positive Auswirkungen auf den Rückgang des Rauchens in der Gesellschaft zu verzeichnen. Gleichzeitig ist aber zu erkennen, dass die Tabakindustrie vermehrt Jugendliche ins Visier genommen hat und sie dort zu​manipulieren versucht, wo übliche Gesetze schwer anzuwenden sind , nämlich im Internet. Vor allem junge Frauen und Mädchen nehmen sich sogenannte Influencer zum Vorbild, die sich wiederum bewusst oder aus Dummheit zu billigen Handlangern der Industrie machen lassen. Diese neue Art der Werbung ist daher, ob ihrer schweren Kontrolle und Transparenz, besonders gefährlich.

Die Wissenschaft ist sich über die seitens der Politik zu ergreifenden Maßnahmen einig. Um den Konsum von Tabakprodukten in der Gesellschaft sukzessive zurückzudrängen, müssen 6 Forderungen erfüllt sein:

  1. Hohe Preise aller Tabakprodukte
  2. Absolutes Rauchverbot in allen öffentlich zugänglichen Gebäuden und am Arbeitsplatz
  3. Umfassende Information der Bevölkerung über die mit dem Rauchen verbundenen Gesundheitsrisiken
  4. Absolutes Tabakwerbeverbot und Sponsoring
  5. Warnhinweise auf Tabakprodukten
  6. Niederschwelliger Zugang zu Möglichkeiten, das Rauchen zu beenden

Quelle: Ordensklinikum Linz Elisabethinen